Zusammenfassung aus dem Buch von Helmut Thielicke: Das Schweigen
Gottes ISBN 3-7918-1921-6 Quell Verlag. Meine Gedanken habe ich darin eingearbeitet. Deshalb empfehle ich, das Buch selbst zu kaufen.

Durch Rolf Häberle

Themen: Sinn, Lebenssinn, Schuld, Ziel, Lebensziel
Wer bin ich?

Da diskutieren 3 Männer miteinander, wie toll ihre Autos sind. Das Eine hat eine wahnsinns Beschleunigung, das Andere ist so sparsam, dass man fast nicht mehr tanken muss, .... usw. Es ist interessant, wie wir uns mit positiven Dingen unserer Umgebung identifizieren.

Die problematischen Dinge bei uns oder unserer Umgebung dagegen weisen wir wenn irgend möglich Anderen zu. Bei einem Angeklagten vor dem Gericht sind die Erziehung, die Umstände, ..... schuld. Als meinem kleinen Sohn eine Glasmurmel bei Spiel gegen unsere Haustüre knallte, und dort deutlich sichtbare Risse hinterlies, stritt er vehement seine Schuld ab. "Das war die Glasmurmel, nicht ich" behauptete er im Brustton der Überzeugung. Und ich hatte das Gefühl, das war wirklich seine tiefste Überzeugung. Auch bei Adam und Eva war keiner schuld, immer nur der Andere. So war es, und so ist es.

In der Nacht hatte ich einen grässlichen Traum. Ich wurde zum Mörder,..... Am Morgen frage ich mich dann: "Bin etwa tatsächlich so?" Schnell verdränge ich diese Gedanken. Das kann doch gar nicht sein.

Wer bin ich nun wirklich?

Zusammengefasst: Mit allem was schön und gut ist, identifiziere ich mich gerne. Von dem was mich schockt, in ein schlechtes Licht rückt, .... distanziere ich mich. Das bin ich nicht.

Es ist nun eine erstaunliche Wandlung, die wir als Christen in beiden Fällen erfahren, dass wir ihn beiden Fällen umdenken müssen.

Die Bergpredigt leuchtet hinter unsere weiße Weste und sagt: " Du bist nicht diese weiße Weste, sondern was unter dieser Weste steckt!" Jesus sagt, nicht nur der ist ein Mörder, der einen umbringt, sondern der, der seinen Bruder "nur" hasst. Er sagt uns damit, dass auch wir die Anlage zum Mörder in uns haben. Übrigens sagen uns Kriminologen, dass in Wirklichkeit in vielen Menschen das Potential zum Verbrecher liegt. Es müssen sich nur entsprechende Umstände einstellen (finanzielle Not, Kränkung, Verzweiflung, Sucht, Schicksalsschläge). Ich selbst haben einmal ein Dokument gefälscht. Hätte mir jemand noch 1 Tag vorher so etwas unterstellt, ich hätte aus echter Überzeugung widersprochen. So wie es auch Petrus mit der Verleugnung erging. Wir sind zu Dingen fähig, die wir nie von uns denken würden. Und viele unserer Handlungen entspringen einer bösen Absicht in uns (vgl Bergpredigt), ohne das wir das bewusst merken.

Phillip Hahn sagt dazu: "Wenn ich in anderen Fehlern sehe, bin ich mir bewusst, dass diese Anlage auch in mir ist. Bei mir habe ich es nur noch nicht erkannt." Keiner von uns weiß, wozu er in diesem Leben noch fähig ist.

Wie kann ich mit diesem Wissen leben?

Was möchte Jesus erreichen, wenn er uns darauf anspricht?

Er möchte uns zeigen, dass er uns genau kennt. Wir brauchen keine Kraft darauf verschwenden, unsere Fassade vor ihm aufrecht zu erhalten.

Er verkündet uns, dass an seines Vaters Tisch genau für solche Typen der Tisch gedeckt ist. Er hat in seinem Leben gezeigt, dass er sich genau solchen Menschen zu wendet.

Wir Christen lernen daraus, für das Schöne und Gute zu danken; aus der Hand des Vaters zu nehmen. Wir brauchen es nicht mehr uns zuzuschreiben. Wir lernen, nichts ist selbstverständlich; weder unsere Familie noch die Arbeitsstelle, noch ...... . Das Schöne haben wir als Geschenk um uns daran zu freuen. Damit ist es nicht mehr unsere Leistung, an die wir uns binden und wir können uns freuen auf das schönste Geschenk, nämlich bei ihm zu sein, jetzt und in Ewigkeit.

Weitere Gedanken:

Thielicke erzählt: Bei einer Geburtstagsfeier sitzt ein junger Mann am Klavier. Er ist der Sohn der Gastgeberin und saß schon mehrfach hinter Gitter. Er spielte mit einem faszinierenden Einfühlungsvermögen. Da flüstert mir seine Schwester zu: "Dieser Heuchler".

War er ein Heuchler? War alles an ihm negativ, nur weil er schon mehrfach gestrauchelt ist? Bin ich gut, weil ich mir nichts zu Schulden kommen ließ? Seltsamerweise hat sich Jesus eher den Gestrauchelten zugewandt. Sie wussten, dass sie Hilfe brauchten. Die Männer mit der weißen Weste machten im viel mehr Not.

Wer bin ich? Das was ich von mir sehe? Das was Andere von mir sehen? (vgl Bonhoeffer). Bonhoeffer endet in seinem Gedicht: "Wer ich auch bin, Du kennst mich oh Gott!"

Gott liebt uns. Weil wir durch Jesus Vergebung haben. Schuldig sind wir alle. Die Vergebung ist uns auch allen angeboten. Wer wir auch sind!